Gelesen als: geliehenes E-Book aus der Onleihe
Erschienen: 7/2011
Nathalie und Francois sind das Bilderbuch-Traumpaar. Es könnte gar nicht besser sein – wenn nicht Francois beim Joggen überfahren würde. Nathalie fällt in ein tiefes Loch, aus dem sie nur langsam wieder herauskommt. Um weiterzumachen und wieder ein Stück Normalität zu leben, stürzt sie sich in ihre Arbeit. Aus einem Impuls heraus küsst sie völlig unvermittelt den „Quotenschweden“ (die Firma ist im Besitz schwedischer Eigner) und löst damit überraschende Ereignisse aus.
Von der Inhaltsangabe sollte sich niemand abschrecken lassen. Perfekte Beziehung und Verlust werden zwar glaubwürdig dargestellt, seitenlang schwerste Trauer zelebriert wird allerdings nicht – obwohl die tiefe Trauer Nathalies, die vor den Scherben ihres Lebens steht, glaubwürdig dargestellt wird.
Wie sie sich zurück ins Leben tastet, wie sie damit umgeht, dass ihr Chef ihr immer unverhohlener Avancen macht, und wie sie und Markus sich kennenlernen, das ist wunderbar feinsinnig, sehr humorvoll und ganz anders beschrieben als alles, was ich bisher kannte.
War ich bei den Beschreibungen zum Buch skeptisch, weil ich manieriertes Geschwurbel befürchtete, nahm mich schon die Leseprobe gefangen. Der Stil ist zart, vorsichtig mit seinen Figuren und trotzdem direkt.
Das ist die schönste Liebesgeschichte, die ich seit sehr langer Zeit gelesen habe. Dieses Buch möchte ich besitzen und werde es mir wohl als Papierbuch kaufen.
Kurz erwähnen möchte ich noch, dass auch der Film unbedingt sehenswert ist. Regisseur Stéphane Foenkinos ist der Bruder des Autors und die beiden haben gemeinsam den Zauber des Buches auf die Leinwand gebracht. Natürlich ist – dem Medium geschuldet – das Buch vielschichtiger, doch der Film ist ihm ebenbürtig, und der Effekt „das Buch ist besser“ bleibt hier komplett aus. Audrey Tautou ist ganz un-Amélie-ig bezaubernd und zeigt, was sie kann. Jede Figur ist optimal besetzt und die Schauspieler sind durch die Bank großartig.
5 von 5 Sternen