Sie haben genug von Schreibratgebern? Genug von den ewig gleichen Tipps, wie „sparsamer Umgang mit Adjektiven“ oder „nicht zu viele Perspektivwechsel“? Sie wollen sich von der Masse der guten Schreiber abheben? Wir helfen Ihnen dabei mit unseren zehn in der Praxis erprobten, garantiert todsicheren Tipps!
1. Versehen Sie möglichst jedes Verb mit einem Adverb. Wer will schon Sätze lesen wie „Erna fiel auf die Knie und schrie vor Schmerz“? Viel lebhafter klingt doch: „Erna fiel ungeschickt auf die Knie und schrie laut vor Schmerz.“
2. Verwenden Sie nur kurze Sätze. Der Satz aus Punkt 1 ist zu lang. Es muss heißen: „Erna fiel ungeschickt auf die Knie. Sie schrie laut vor Schmerz.“
3. Halten Sie sich unbedingt an die vorgegebene Reihenfolge: Subjekt, Prädikat, Objekt (Werwort, Tuwort, Waswort). Kein Mensch will Sätze lesen wie „Auf der Wiese lagen die Rehe. Leise schlich sich der Jäger an“. Korrekt muss es natürlich heißen: „Die Rehe lagen auf der Wiese. Der Jäger schlich sich leise (gut: Adverb!) an.“
4. Verwenden Sie möglichst Wörter, über deren Bedeutung oder grammatikalisch korrekte Verwendung Sie nicht sicher sind. „Die Leiter stand manifest an der Wand, ohne zu verrutschen“ wird Ihnen uneingeschränkte Bewunderung der LeserInnen einbringen.
5. Jedes Verb hat es verdient, reflexiv verwendet zu werden: „Erna klopfte sich ihr Kleid ab. Sie war sich sicher, dass sie sich sofort ein Glas Wasser trinken musste.“ Klingt das nicht viel persönlicher?
6. Verwenden Sie dass und das immer im Wechsel. Dass wird dann schon richtig sein. Zumindest erwecken Sie damit den Anschein, das sie genau wissen, warum Sie dass oder das verwenden. Dass sorgt für gleiche Anteile und wertet jeden Text auf.
7. Wir leben in einer Demokratie mit Mehrheitsentscheidungen. Natürlich gilt das auch für die Rechtschreibung. Wenn Sie unsicher sind, welche Schreibung eines Wortes korrekt ist, richten Sie sich danach, welche Schreibweise am meisten Verwendung findet. Lassen Sie sich von der Intolleranz der Rechtsschreibfanaticker nicht irrietieren.
8. Beachten Sie bitte auch die Meinungsfreiheit in diesem Land. Deshalb dürfen jetzt auch Begriffe eine Meinung haben. „Manifest“ meint zum Beispiel, dass etwas offenbar oder offenkundig ist. Ob Sie widersprechen oder gar eine andere Meinung haben dürfen, ist noch nicht endgültig geklärt.
9. Das ß ist abgeschafft. Oder doch nicht? Wer weiss dass schon so genau. Verwenden Sie es sicherheitshalber einfach nicht mehr.
10. Denken Sie immer daran, das Deutsch altbacken und spiessig klingt. Ein Text ist wesentlich chilliger und vor allem nur up to date, wenn Sie ihn durch stylische Sprache upgraden. Es ist echt heavy, dass es immer noch People gibt, die das abtörnend finden.
6. :-D
9. Wenn man so weit ab vom Schuss ist wie ich, ist die Klärung der Schreibweise meist mit Zeitaufwand verbunden, an dessen Ende häufig immer noch keine Klarheit besteht. Da bietet Absatz 9 die passende Alternative.
10. Iiih. Das muss ich mir zum Glück nicht so häufig anhören, nur, wenn ich mal deutsche Fernsehkanäle einschalte. Ich kann mich mit diesen Anglizismen leider nicht anfreunden.
PS. Klar hab ich bemerkt, dass der obige Beitrag satirisch gemeint ist. Oder ironisch. Oder was auch immer. Jedenfalls nicht so ganz ernst. (Bin halt kein Autor, lese nur gerne)